Marstall Theater - "Bernarda Albas Haus"
Jan.
24
Die stets um den guten Ruf ihres Hauses besorgte Witwe Bernarda Alba herrscht mit diktatorischer Strenge über das Leben ihrer fünf heiratsfähigen Töchter. Frauen sollen sich erst ihrer Familie und später ihren Ehemännern unterordnen, meint sie. Sexualität betrachtet Bernarda Alba als eine reine Männersache, die Frauen über sich ergehen lassen müssen. Als die jüngste Tochter sich dem Regiment der Mutter widersetzt und eigene Sehnsüchte äußert, bricht das ohnehin labile Familiengefüge auseinander.
Federico García Lorca wollte sein Drama über die Frau im ländlichen Spanien als fotografisch genaue Dokumentation verstanden wissen. Ohne Scheu vor Tabus legt er die autoritären, durch die Macht der katholischen Kirche gefestigten, verkrusteten Gesellschafts- und Familienstrukturen seiner Zeit offen.
Mit großer Einfühlungskraft zeichnet er das Bild von Frauen, die unter der rigiden Sexualmoral leiden, oftmals aber ihre schärfsten Hüterinnen sind. Ein realistisches, düsteres Stück, das zugleich durch seine große poetische und symbolische Kraft beeindruckt.